Die Geschichte des Theater Fauteuil
65 Theaterjahre lassen sich nicht auf ein paar Zeilen reduzieren. Nachstehend beschreiben wir ein paar "Meilensteine" der bewegten Vergangenheit des Fauteuil und Tabourettli: der Auftakt mit der bis heute legendären "Stuhlpremiere" am 27.11.1957, die Erweiterung durch das Tabourettli und dessen Calatrava-Architektur und bekannte Namen, die bei uns zu Gast waren und sind. Die Fotogalerie am Ende der Seite gibt einen zwangsläufig unvollständigen Überblick, über die Künstler und Künstlerinnen die am Spalenberg aufgetreten sind und z.T. auch heute noch auftreten.
Als im November 1957 Roland Rasser das Theater Fauteuil eröffnete, war dies nicht bloss die Gründung eines neuen Theaters, sondern die eigentliche Geburtsstunde der Schweizer Kleinkunsttheaterszene. In den folgenden Jahren sollte das Fauteuil für viele andere Theater Vorbild sein, und bis heute gehen vom Fauteuil wichtige Impulse für die gesamte deutschsprachige Kleinkunstszene aus. Mit der Gründung des Fauteuil-Theaters wurde das Kabarett aus der Kneipe geholt und konnte sich somit erst richtig etablieren.
Anstatt ein Eintrittsbillett zu kaufen, wurde das Premierenpublikum im November 1957 dazu aufgefordert, einen eigenen Stuhl ins Theater mitzubringen und diesen dem Theater zu überlassen. Bis im Jahr 2002 waren einige dieser mittlerweile legendären Sitzgelegenheiten im Fauteuil im Einsatz. Im Jahr 2002 wurde die altehrwürdige Bestuhlung dann durch eine komplett neue Theaterbestuhlung ersetzt.
Eröffnet wurde das Theater Fauteuil mit dem Programm "Pscht... wytersage!" des Cabaret Gigampfi (u.a. mit Roland Rasser). In den Folgejahren wurde das Fauteuil auch für Gastspiele zum attraktiven Spielort (mehr dazu unter "Kleinkunst-Highlights").
Fauteuil-Eröffnung 1957
Der gute Ruf des Theater Fauteuil, der sich über die Landesgrenzen hinwegsetzte, führte Ende der Sechziger Jahre dazu, dass immer mehr renommierte Künstler im Fauteuil gastieren wollten. So wurde 1972 mit dem Tabourettli eine zweite Kleinkunstbühne im selben Haus eröffnet. Viele mittlerweile bekannte Schauspieler und Kabarettisten machten im Tabourettli ihre ersten Basler Bühnenerfahrungen. Einer der ersten Künstler, der im Tabourettli auftrat, war der bis heute unvergessene Hanns Dieter Hüsch. Noch heute gibt es im Tabourettli immer wieder grosse Talente zu entdecken. So wagte sich z.B. das Cabaret DivertiMento 2006 im Tabourettli erstmals auf eine Basler Bühne.
Seit dem grossen Umbau von 1989 durch den weltbekannten spanischen Architekten Santiago Calatrava trägt das Tabourettli die - zugegeben inoffizielle - Bezeichnung "Europas schönstes Kleinkunsttheater". Herzstück des Werks von Calatrava - der zu Beginn bloss als Experte für statische Fragen des Umbaus beigezogen wurde - ist ein silberfarbenes, stahlförmiges Ei, welches zum Symbol für die gelungene Renovation des Spalenhofs wurde. Auf der Suche nach einer eleganten Tragkostruktion für das Jahrhunderte alte Gebäude entwarf Calatrava einen stählernen Bock, der mit Hilfe des "Ei des Calatrava" einerseits die Last von ca. 211 Tonnen in die Fundamente ableitet und andererseits einen Treppenaufgang für das Tabourettli und ein Verbindungspodest zwischen dem Foyer und dem eigentlichen Theater schafft. Für die Inneneinrichtung entwarf Calatrava Garderoben, Möbel, Tische, Stühle und Lampen. Die Calatrava-Stühle wurden in der Zwischenzeit mangels Sitzkomfort durch eine bequemere Bestuhlung ersetzt.
Nachdem sich das Basler Stimmvolk zu Beginn der Neunziger Jahre aus Kostengründen gegen den geplanten Neubau der Wettsteinbrücke durch Santiago Calatrava entschieden haben, bleibt das Tabourettli das vorläufig einzige Basler Werk des genialen spanischen Architekten.
Es findet sich kaum ein grosser Name der deutschsprachigen Kabarett- und Kleinkunstszene, der in den vergangenen 58 Jahren nicht auf der kleinen Kellerbühne am Spalenberg gestanden ist. Nachstehend nur eine kleine - und natürlich zwangsläufig unvollständige - Liste von Künstlerinnen und Künstlern, für die das Fauteuil über Jahre oder gar Jahrzehnte zur "Basler Heimat" wurde: Emil Steinberger, Hanns Dieter Hüsch, Dieter Hildebrandt, Dimitri, Zarah Leander, Georg Kreisler, Samy Molcho, Münchner Lach- & Schiessgesellschaft, Mummenschanz, César Keiser & Margrit Läubli, Milva, Gert Fröbe, Franz Hohler, Reinhard May, Mani Matter und natürlich auch Alfred Rasser, der mit eigenen Programmen im Fauteuil bis 1977 auftrat. In den 80er und 90er Jahren gehörten stets ausverkaufte Gastspiele des Cabarettino Don Marcocello, der Acapickels und von Peach Weber zu den Programmhighlights.
Aber auch zahlreiche der heute überaus erfolgreichen Künstler wie Massimo Rocchi, Lorenz Keiser, Gerd Dudenhöffer, Ursus & Nadeschkin, Willy Astor, Marco Rima, die Geschwister Pfister, das Cabaret Divertimento, Dieter Nuhr, Urban Priol, Mathias Richling, Gerhard Polt, etc. gastieren regelmässig im Fauteuil. Seit 2002 ist zudem das Stück "Caveman" mit Siegmund Tischendorf und über 250 ausverkauften Vorstellungen zu einem wahren Dauerbrenner avanciert. In den vergangenen 15 Jahren hat Emil mit seinen Programmen "Drei Engel", "Emil - No einisch!", "Alles Emil, oder?!" und "Emil schnädered" Hunderte von ausverkauften Vorstellungen am Spalenberg gespielt.
Alle diese Künstler könnten bedeutend grössere Säle als das Fauteuil und Tabourettli füllen. Trotzdem kommen Sie aufgrund der intimen Atmosphäre und des unmittelbaren Publikumskontakts immer wieder gerne für ein Gastspiel an den Spalenberg zurück.
Alfred Rasser
Am Anfang der Geschichte der «Rasserbande» steht Alfred Rasser. Die Geschichte beginnt nicht gradlinig. Er kam 1907 mit einem Klumpfuss zur Welt. Wochenlang musste er als Kind im Gips liegen. Im Tagebuch notierte er später: «Immer wieder hab’ ich gehört: Er wird kein Soldat! Er ist kein Sportler! Pass auf aufs Füssli! Das hat sicher grosse Bedeutung für mich gehabt. Darum habe ich vielleicht mehr gelesen als andere.» Schon bald beschäftigte sich Alfred nicht nur mit Literatur, sondern auch mit dem Theater. Es zog ihn auf die Bühne. Seinen ersten Auftritt mit einer kleinen Rolle hatte er im «Küchlin-Theater» in der Steinenvorstadt.
1934 gastierte das deutsche Cabaret «Pfeffermühle» im Basler «Gambrinus». Alfred Rasser sass im Publikum und war begeistert. Als ein Jahr später in Basel ein junges Cabaret – es hiess «Resslirytti» – die ersten Gehversuche machte, stand auch er auf der Bühne. Hier spielte er zum ersten Mal in der Öffentlichkeit den Läppli, also jene Figur, mit der er später die Schweiz erobern sollte. Er erhielt viel Beifall und Lob und auch Berufskollegen wurden auf ihn aufmerksam. Aus Zürich meldete sich das «Cabaret Cornichon» mit einem Angebot, und schon wenige Wochen später trat er zusammen mit ihnen auf der Zürcher «Hirschen-Bühne» auf. Alfred Rasser war inzwischen mit Adele Rasser-Schnell verheiratet. Jahrzehntelang wird sie später als Spalenberg-Oma, als strenge Hausherrin und gute Seele im Fauteuil wirken. 1932 kam Sohn Roland«Rolli» zur Welt. Er wird zur Hauptperson in der Theatergeschichte.
1934 gründete Alfred Rasser das «Cabaret Kaktus». Als HD-Soldat Läppli und als Professor Cekadete war Alfred Rasser bald in der ganzen Schweiz bekannt. Die liebenswert-naive Figur des Theophil Läppli aus Buckten wurde zu seinem Markenzeichen. Wenige Jahre später feierte der HD-Soldat Läppli als Film grosse Erfolge. Als Politiker sass Alfred Rasser während acht Jahren im Nationalrat. Und immer wieder trat er in verschiedenen Rollen auch im Fauteuil auf.
Roland Rasser
Roland Rasser wurde wie sein Vater zunächst Kaufmann. Er arbeitete tagsüber in einem Reisebüro und unterstützte nebenbei seinen Vater mit Engagements. Im Sketch «Läppli beim Psychiater» stand er zum ersten Mal mit Alfred auf der Bühne. Bald schon gründete er als 22-Jähriger mit anderen jungen Baslern das «Cabaret Gigampfi». Sie waren zwar erfolgreich, aber ständig unterwegs und verdienten dabei kaum etwas. So entstand der Wunsch, in Basel auf einer eigenen Bühne zu spielen. Einer richtigen Bühne für das eigene Kabarett. 1957 schaffte es Roland Rasser nach einem Brand am Nadelberg, die staatliche Liegenschaftsverwaltung zu einem Mietvertrag zu bewegen und so waren die Bretter am Spalenberg im November desselben Jahres bereits spielbereit. Mit der Gründung des Theater Fauteuil wurde das Kabarett aus den Kneipen geholt und begann sich zu etablieren.
Die Spalenberg-Ladys
Mitten in der hektischen Theaterwelt am Spalenberg spielte Rolands Mutter Adele von allen Nebenrollen die Hauptrolle. Am Nachmittag bediente sie jeweils die Kasse, am Abend die Garderobe und Bar. Manchmal ging sie bei Nacht und Nebel auf Plakatier-Runde. Sie betreute die Künstler und löste Probleme mit kreativen Ideen. Und auch Charlotte Rasser-Beck, Roland Rassers Frau, arbeitete viele Jahre im Hintergrund des Fauteuil mit und betreute die Kasse. In seltenen Fällen stand sie sogar auf der Bühne. Als Mutter von Caroline und Claude schaffte sie immer wieder den Spagat zwischen Familie und Theater.
Die neue Generation
Caroline und Claude Rasser traten in Vaters Fussstapfen. 1996 gestalteten sie zusammen ihre erste Saison. Beide hatten schon als Kinder Bühnenerfahrung gesammelt. Sie spielten bereits früh in den Fauteuil-Märchen mit. Im «tapferen Schneiderlein» war Claude die Wildsau, Caroline das Hinterteil des Einhorns.
Caroline hatte schon in der Schule Interesse an der Schauspielerei. Wenn sie im Schultheater eine Rolle spielte, nahm sie diese sehr ernst und hat sich auf den kleinsten Auftritt gewissenhaft vorbereitet. Später absolvierte sie in Paris und New York die Schauspielausbildung. Neben Auftritten in den Eigenproduktionen des Hauses spielte sie auch in Shakespeare- und Arthur-Miller-Dramen. In der Sitcom «Fertig lustig» von Charles Lewinsky fieberte die Schweiz während Jahren vor dem Fernseher mit ihr mit. Heute ist sie vor allem für die hauseigenen Produktionen und das Ensemble verantwortlich, spielt aber auch in Theaterstücken mit.
Die andere Seite des Theaterbetriebs ist Claudes Welt: Den Vorverkauf berechnen, budgetieren, planen, abrechnen, Statistiken erstellen. Claude hielt sich schon als Jugendlicher oft im Büro des Theaters auf. Mit seinem Flair für wirtschaftliche Zusammenhänge schloss er ein Studium ab. Heute hält er im Fauteuil-Büro die Fäden zusammen.
Es ist die Freude am Theater, am Kabarett und an der Comedy, am Spalenberg und an der Musik, an Revuen und Operetten, am Ernst und an der Satire: Diese Freude – das merkt man jeden Abend neu – prägt auch heute die Arbeit der Rasser-Familie. Das Theater lebt, vom Keller bis zum Kaisersaal, und es ist aus Basel schon längst nicht mehr wegzudenken.
Mehr zur Geschichte der Familie Rasser von den Anfängen bis zur Gegenwart findet man im kürzlich erschienen Buch "RASSER - KABARETT SCHWEIZ", erhältlich beim Christoph Merian Verlag.
65 Theaterjahre lassen sich nicht auf ein paar Zeilen reduzieren. Nachstehend beschreiben wir ein paar "Meilensteine" der bewegten Vergangenheit des Fauteuil und Tabourettli: der Auftakt mit der bis heute legendären "Stuhlpremiere" am 27.11.1957, die Erweiterung durch das Tabourettli und dessen Calatrava-Architektur und bekannte Namen, die bei uns zu Gast waren und sind. Die Fotogalerie am Ende der Seite gibt einen zwangsläufig unvollständigen Überblick, über die Künstler und Künstlerinnen die am Spalenberg aufgetreten sind und z.T. auch heute noch auftreten.
Als im November 1957 Roland Rasser das Theater Fauteuil eröffnete, war dies nicht bloss die Gründung eines neuen Theaters, sondern die eigentliche Geburtsstunde der Schweizer Kleinkunsttheaterszene. In den folgenden Jahren sollte das Fauteuil für viele andere Theater Vorbild sein, und bis heute gehen vom Fauteuil wichtige Impulse für die gesamte deutschsprachige Kleinkunstszene aus. Mit der Gründung des Fauteuil-Theaters wurde das Kabarett aus der Kneipe geholt und konnte sich somit erst richtig etablieren.
Anstatt ein Eintrittsbillett zu kaufen, wurde das Premierenpublikum im November 1957 dazu aufgefordert, einen eigenen Stuhl ins Theater mitzubringen und diesen dem Theater zu überlassen. Bis im Jahr 2002 waren einige dieser mittlerweile legendären Sitzgelegenheiten im Fauteuil im Einsatz. Im Jahr 2002 wurde die altehrwürdige Bestuhlung dann durch eine komplett neue Theaterbestuhlung ersetzt.
Eröffnet wurde das Theater Fauteuil mit dem Programm "Pscht... wytersage!" des Cabaret Gigampfi (u.a. mit Roland Rasser). In den Folgejahren wurde das Fauteuil auch für Gastspiele zum attraktiven Spielort (mehr dazu unter "Kleinkunst-Highlights").
Fauteuil-Eröffnung 1957
Der gute Ruf des Theater Fauteuil, der sich über die Landesgrenzen hinwegsetzte, führte Ende der Sechziger Jahre dazu, dass immer mehr renommierte Künstler im Fauteuil gastieren wollten. So wurde 1972 mit dem Tabourettli eine zweite Kleinkunstbühne im selben Haus eröffnet. Viele mittlerweile bekannte Schauspieler und Kabarettisten machten im Tabourettli ihre ersten Basler Bühnenerfahrungen. Einer der ersten Künstler, der im Tabourettli auftrat, war der bis heute unvergessene Hanns Dieter Hüsch. Noch heute gibt es im Tabourettli immer wieder grosse Talente zu entdecken. So wagte sich z.B. das Cabaret DivertiMento 2006 im Tabourettli erstmals auf eine Basler Bühne.
Seit dem grossen Umbau von 1989 durch den weltbekannten spanischen Architekten Santiago Calatrava trägt das Tabourettli die - zugegeben inoffizielle - Bezeichnung "Europas schönstes Kleinkunsttheater". Herzstück des Werks von Calatrava - der zu Beginn bloss als Experte für statische Fragen des Umbaus beigezogen wurde - ist ein silberfarbenes, stahlförmiges Ei, welches zum Symbol für die gelungene Renovation des Spalenhofs wurde. Auf der Suche nach einer eleganten Tragkostruktion für das Jahrhunderte alte Gebäude entwarf Calatrava einen stählernen Bock, der mit Hilfe des "Ei des Calatrava" einerseits die Last von ca. 211 Tonnen in die Fundamente ableitet und andererseits einen Treppenaufgang für das Tabourettli und ein Verbindungspodest zwischen dem Foyer und dem eigentlichen Theater schafft. Für die Inneneinrichtung entwarf Calatrava Garderoben, Möbel, Tische, Stühle und Lampen. Die Calatrava-Stühle wurden in der Zwischenzeit mangels Sitzkomfort durch eine bequemere Bestuhlung ersetzt.
Nachdem sich das Basler Stimmvolk zu Beginn der Neunziger Jahre aus Kostengründen gegen den geplanten Neubau der Wettsteinbrücke durch Santiago Calatrava entschieden haben, bleibt das Tabourettli das vorläufig einzige Basler Werk des genialen spanischen Architekten.
Es findet sich kaum ein grosser Name der deutschsprachigen Kabarett- und Kleinkunstszene, der in den vergangenen 58 Jahren nicht auf der kleinen Kellerbühne am Spalenberg gestanden ist. Nachstehend nur eine kleine - und natürlich zwangsläufig unvollständige - Liste von Künstlerinnen und Künstlern, für die das Fauteuil über Jahre oder gar Jahrzehnte zur "Basler Heimat" wurde: Emil Steinberger, Hanns Dieter Hüsch, Dieter Hildebrandt, Dimitri, Zarah Leander, Georg Kreisler, Samy Molcho, Münchner Lach- & Schiessgesellschaft, Mummenschanz, César Keiser & Margrit Läubli, Milva, Gert Fröbe, Franz Hohler, Reinhard May, Mani Matter und natürlich auch Alfred Rasser, der mit eigenen Programmen im Fauteuil bis 1977 auftrat. In den 80er und 90er Jahren gehörten stets ausverkaufte Gastspiele des Cabarettino Don Marcocello, der Acapickels und von Peach Weber zu den Programmhighlights.
Aber auch zahlreiche der heute überaus erfolgreichen Künstler wie Massimo Rocchi, Lorenz Keiser, Gerd Dudenhöffer, Ursus & Nadeschkin, Willy Astor, Marco Rima, die Geschwister Pfister, das Cabaret Divertimento, Dieter Nuhr, Urban Priol, Mathias Richling, Gerhard Polt, etc. gastieren regelmässig im Fauteuil. Seit 2002 ist zudem das Stück "Caveman" mit Siegmund Tischendorf und über 250 ausverkauften Vorstellungen zu einem wahren Dauerbrenner avanciert. In den vergangenen 15 Jahren hat Emil mit seinen Programmen "Drei Engel", "Emil - No einisch!", "Alles Emil, oder?!" und "Emil schnädered" Hunderte von ausverkauften Vorstellungen am Spalenberg gespielt.
Alle diese Künstler könnten bedeutend grössere Säle als das Fauteuil und Tabourettli füllen. Trotzdem kommen Sie aufgrund der intimen Atmosphäre und des unmittelbaren Publikumskontakts immer wieder gerne für ein Gastspiel an den Spalenberg zurück.
Alfred Rasser
Am Anfang der Geschichte der «Rasserbande» steht Alfred Rasser. Die Geschichte beginnt nicht gradlinig. Er kam 1907 mit einem Klumpfuss zur Welt. Wochenlang musste er als Kind im Gips liegen. Im Tagebuch notierte er später: «Immer wieder hab’ ich gehört: Er wird kein Soldat! Er ist kein Sportler! Pass auf aufs Füssli! Das hat sicher grosse Bedeutung für mich gehabt. Darum habe ich vielleicht mehr gelesen als andere.» Schon bald beschäftigte sich Alfred nicht nur mit Literatur, sondern auch mit dem Theater. Es zog ihn auf die Bühne. Seinen ersten Auftritt mit einer kleinen Rolle hatte er im «Küchlin-Theater» in der Steinenvorstadt.
1934 gastierte das deutsche Cabaret «Pfeffermühle» im Basler «Gambrinus». Alfred Rasser sass im Publikum und war begeistert. Als ein Jahr später in Basel ein junges Cabaret – es hiess «Resslirytti» – die ersten Gehversuche machte, stand auch er auf der Bühne. Hier spielte er zum ersten Mal in der Öffentlichkeit den Läppli, also jene Figur, mit der er später die Schweiz erobern sollte. Er erhielt viel Beifall und Lob und auch Berufskollegen wurden auf ihn aufmerksam. Aus Zürich meldete sich das «Cabaret Cornichon» mit einem Angebot, und schon wenige Wochen später trat er zusammen mit ihnen auf der Zürcher «Hirschen-Bühne» auf. Alfred Rasser war inzwischen mit Adele Rasser-Schnell verheiratet. Jahrzehntelang wird sie später als Spalenberg-Oma, als strenge Hausherrin und gute Seele im Fauteuil wirken. 1932 kam Sohn Roland«Rolli» zur Welt. Er wird zur Hauptperson in der Theatergeschichte.
1934 gründete Alfred Rasser das «Cabaret Kaktus». Als HD-Soldat Läppli und als Professor Cekadete war Alfred Rasser bald in der ganzen Schweiz bekannt. Die liebenswert-naive Figur des Theophil Läppli aus Buckten wurde zu seinem Markenzeichen. Wenige Jahre später feierte der HD-Soldat Läppli als Film grosse Erfolge. Als Politiker sass Alfred Rasser während acht Jahren im Nationalrat. Und immer wieder trat er in verschiedenen Rollen auch im Fauteuil auf.
Roland Rasser
Roland Rasser wurde wie sein Vater zunächst Kaufmann. Er arbeitete tagsüber in einem Reisebüro und unterstützte nebenbei seinen Vater mit Engagements. Im Sketch «Läppli beim Psychiater» stand er zum ersten Mal mit Alfred auf der Bühne. Bald schon gründete er als 22-Jähriger mit anderen jungen Baslern das «Cabaret Gigampfi». Sie waren zwar erfolgreich, aber ständig unterwegs und verdienten dabei kaum etwas. So entstand der Wunsch, in Basel auf einer eigenen Bühne zu spielen. Einer richtigen Bühne für das eigene Kabarett. 1957 schaffte es Roland Rasser nach einem Brand am Nadelberg, die staatliche Liegenschaftsverwaltung zu einem Mietvertrag zu bewegen und so waren die Bretter am Spalenberg im November desselben Jahres bereits spielbereit. Mit der Gründung des Theater Fauteuil wurde das Kabarett aus den Kneipen geholt und begann sich zu etablieren.
Die Spalenberg-Ladys
Mitten in der hektischen Theaterwelt am Spalenberg spielte Rolands Mutter Adele von allen Nebenrollen die Hauptrolle. Am Nachmittag bediente sie jeweils die Kasse, am Abend die Garderobe und Bar. Manchmal ging sie bei Nacht und Nebel auf Plakatier-Runde. Sie betreute die Künstler und löste Probleme mit kreativen Ideen. Und auch Charlotte Rasser-Beck, Roland Rassers Frau, arbeitete viele Jahre im Hintergrund des Fauteuil mit und betreute die Kasse. In seltenen Fällen stand sie sogar auf der Bühne. Als Mutter von Caroline und Claude schaffte sie immer wieder den Spagat zwischen Familie und Theater.
Die neue Generation
Caroline und Claude Rasser traten in Vaters Fussstapfen. 1996 gestalteten sie zusammen ihre erste Saison. Beide hatten schon als Kinder Bühnenerfahrung gesammelt. Sie spielten bereits früh in den Fauteuil-Märchen mit. Im «tapferen Schneiderlein» war Claude die Wildsau, Caroline das Hinterteil des Einhorns.
Caroline hatte schon in der Schule Interesse an der Schauspielerei. Wenn sie im Schultheater eine Rolle spielte, nahm sie diese sehr ernst und hat sich auf den kleinsten Auftritt gewissenhaft vorbereitet. Später absolvierte sie in Paris und New York die Schauspielausbildung. Neben Auftritten in den Eigenproduktionen des Hauses spielte sie auch in Shakespeare- und Arthur-Miller-Dramen. In der Sitcom «Fertig lustig» von Charles Lewinsky fieberte die Schweiz während Jahren vor dem Fernseher mit ihr mit. Heute ist sie vor allem für die hauseigenen Produktionen und das Ensemble verantwortlich, spielt aber auch in Theaterstücken mit.
Die andere Seite des Theaterbetriebs ist Claudes Welt: Den Vorverkauf berechnen, budgetieren, planen, abrechnen, Statistiken erstellen. Claude hielt sich schon als Jugendlicher oft im Büro des Theaters auf. Mit seinem Flair für wirtschaftliche Zusammenhänge schloss er ein Studium ab. Heute hält er im Fauteuil-Büro die Fäden zusammen.
Es ist die Freude am Theater, am Kabarett und an der Comedy, am Spalenberg und an der Musik, an Revuen und Operetten, am Ernst und an der Satire: Diese Freude – das merkt man jeden Abend neu – prägt auch heute die Arbeit der Rasser-Familie. Das Theater lebt, vom Keller bis zum Kaisersaal, und es ist aus Basel schon längst nicht mehr wegzudenken.
Mehr zur Geschichte der Familie Rasser von den Anfängen bis zur Gegenwart findet man im kürzlich erschienen Buch "RASSER - KABARETT SCHWEIZ", erhältlich beim Christoph Merian Verlag.
