Die Geschichte des Theater Fauteuil

65 Theaterjahre lassen sich nicht auf ein paar Zeilen reduzieren. Nachstehend beschreiben wir ein paar "Meilensteine" der bewegten Vergangenheit des Fauteuil und Tabourettli: der Auftakt mit der bis heute legendären "Stuhlpremiere" am 27.11.1957, die Erweiterung durch das Tabourettli und dessen Calatrava-Architektur und bekannte Namen, die bei uns zu Gast waren und sind. Die Fotogalerie am Ende der Seite gibt einen zwangsläufig unvollständigen Überblick, über die Künstler und Künstlerinnen die am Spalenberg aufgetreten sind und z.T. auch heute noch auftreten.

Als im November 1957 Roland Rasser das Theater Fauteuil eröffnete, war dies nicht bloss die Gründung eines neuen Theaters, sondern die eigentliche Geburtsstunde der Schweizer Kleinkunsttheaterszene. In den folgenden Jahren sollte das Fauteuil für viele andere Theater Vorbild sein, und bis heute gehen vom Fauteuil wichtige Impulse für die gesamte deutschsprachige Kleinkunstszene aus. Mit der Gründung des Fauteuil-Theaters wurde das Kabarett aus der Kneipe geholt und konnte sich somit erst richtig etablieren.

Anstatt ein Eintrittsbillett zu kaufen, wurde das Premierenpublikum im November 1957 dazu aufgefordert, einen eigenen Stuhl ins Theater mitzubringen und diesen dem Theater zu überlassen. Bis im Jahr 2002 waren einige dieser mittlerweile legendären Sitzgelegenheiten im Fauteuil im Einsatz. Im Jahr 2002 wurde die altehrwürdige Bestuhlung dann durch eine komplett neue Theaterbestuhlung ersetzt.

Eröffnet wurde das Theater Fauteuil mit dem Programm "Pscht... wytersage!" des Cabaret Gigampfi (u.a. mit Roland Rasser). In den Folgejahren wurde das Fauteuil auch für Gastspiele zum attraktiven Spielort (mehr dazu unter "Kleinkunst-Highlights").

Der gute Ruf des Theater Fauteuil, der sich über die Landesgrenzen hinwegsetzte, führte Ende der Sechziger Jahre dazu, dass immer mehr renommierte Künstler im Fauteuil gastieren wollten. So wurde 1972 mit dem Tabourettli eine zweite Kleinkunstbühne im selben Haus eröffnet. Viele mittlerweile bekannte Schauspieler und Kabarettisten machten im Tabourettli ihre ersten Basler Bühnenerfahrungen. Einer der ersten Künstler, der im Tabourettli auftrat, war der bis heute unvergessene Hanns Dieter Hüsch. Noch heute gibt es im Tabourettli immer wieder grosse Talente zu entdecken. So wagte sich z.B. das Cabaret DivertiMento 2006 im Tabourettli erstmals auf eine Basler Bühne.

Seit dem grossen Umbau von 1989 durch den weltbekannten spanischen Architekten Santiago Calatrava trägt das Tabourettli die - zugegeben inoffizielle - Bezeichnung "Europas schönstes Kleinkunsttheater". Herzstück des Werks von Calatrava - der zu Beginn bloss als Experte für statische Fragen des Umbaus beigezogen wurde - ist ein silberfarbenes, stahlförmiges Ei, welches zum Symbol für die gelungene Renovation des Spalenhofs wurde. Auf der Suche nach einer eleganten Tragkostruktion für das Jahrhunderte alte Gebäude entwarf Calatrava einen stählernen Bock, der mit Hilfe des "Ei des Calatrava" einerseits die Last von ca. 211 Tonnen in die Fundamente ableitet und andererseits einen Treppenaufgang für das Tabourettli und ein Verbindungspodest zwischen dem Foyer und dem eigentlichen Theater schafft. Für die Inneneinrichtung entwarf Calatrava Garderoben, Möbel, Tische, Stühle und Lampen. Die Calatrava-Stühle wurden in der Zwischenzeit mangels Sitzkomfort durch eine bequemere Bestuhlung ersetzt.

Nachdem sich das Basler Stimmvolk zu Beginn der Neunziger Jahre aus Kostengründen gegen den geplanten Neubau der Wettsteinbrücke durch Santiago Calatrava entschieden haben, bleibt das Tabourettli das vorläufig einzige Basler Werk des genialen spanischen Architekten.

Es findet sich kaum ein grosser Name der deutschsprachigen Kabarett- und Kleinkunstszene, der in den vergangenen 58 Jahren nicht auf der kleinen Kellerbühne am Spalenberg gestanden ist. Nachstehend nur eine kleine - und natürlich zwangsläufig unvollständige - Liste von Künstlerinnen und Künstlern, für die das Fauteuil über Jahre oder gar Jahrzehnte zur "Basler Heimat" wurde: Emil Steinberger, Hanns Dieter Hüsch, Dieter Hildebrandt, Dimitri, Zarah Leander, Georg Kreisler, Samy Molcho, Münchner Lach- & Schiessgesellschaft, Mummenschanz, César Keiser & Margrit Läubli, Milva, Gert Fröbe, Franz Hohler, Reinhard May, Mani Matter und natürlich auch Alfred Rasser, der mit eigenen Programmen im Fauteuil bis 1977 auftrat. In den 80er und 90er Jahren gehörten stets ausverkaufte Gastspiele des Cabarettino Don Marcocello, der Acapickels und von Peach Weber zu den Programmhighlights.

Aber auch zahlreiche der heute überaus erfolgreichen Künstler wie Massimo Rocchi, Lorenz Keiser, Gerd Dudenhöffer, Ursus & Nadeschkin, Willy Astor, Marco Rima, die Geschwister Pfister, das Cabaret Divertimento, Dieter Nuhr, Urban Priol, Mathias Richling, Gerhard Polt, etc. gastieren regelmässig im Fauteuil. Seit 2002 ist zudem das Stück "Caveman" mit Siegmund Tischendorf und über 250 ausverkauften Vorstellungen zu einem wahren Dauerbrenner avanciert. In den vergangenen 15 Jahren hat Emil mit seinen Programmen "Drei Engel", "Emil - No einisch!", "Alles Emil, oder?!" und "Emil schnädered" Hunderte von ausverkauften Vorstellungen am Spalenberg gespielt.

Alle diese Künstler könnten bedeutend grössere Säle als das Fauteuil und Tabourettli füllen. Trotzdem kommen Sie aufgrund der intimen Atmosphäre und des unmittelbaren Publikumskontakts immer wieder gerne für ein Gastspiel an den Spalenberg zurück.